Madagaskar

Land und Leute

Madagaskar ist die viert grösste Insel der Erde und mit fast 590'000 km² rund 14 Mal grösser als die Schweiz. Es leben gut 15 Mio. Menschen auf dieser Insel. Die Hauptstadt Antananarivo (kurz "Tana") hat gut eine Mio. Einwohner.

Die politische und ökonomische Situation hat sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Die grössten Herausforderungen für die ländliche Bevölkerung sind:

  • mehr als die Hälfte der Kinder leiden an chronischer Unterernährung
  • Verschuldung grosser Teile der Bevölkerung durch Wucher, bedingt durch Schuldzinssätze von 50% bis 300%
  • Nur ein Drittel der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser
  • Korruption ist verbreitet, es mangelt an Transparenz über Gebrauch der öffentlichen Mittel
  • Landenteignungen aufgrund von Rohstoffabbau und industrieller Landwirtschaft
  • Beschaffung von Landeigentumsverträgen ist für Bäuerinnen und Bauern sehr schwierig
  • Frauen sind in Entscheidungsgremien schwach vertreten
  • Säuglingssterblichkeit beträgt 9,5%, Kindersterblichkeit 15,6%,
  • Analphabetenrate liegt bei 28%,
  • 72% der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze

Staat ist unfähig, Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren – Selbstjustiz verbreitet sich

Unglaubliche Vielfalt

Die Madagassen sind ein Volk bestehend aus 51 verschiedenen Ethnien. Ab dem 5. Jahrhundert besiedelten malaysische Seefahrer die Insel. Ab dem 9. Jahrhundert kamen ostafrikanische und arabische Völker dazu. Diese Völker haben sich auf Madagaskar durchmischt, so dass man hier Menschen verschiedenster Rassen antrifft.

Madagaskar hat sich vor rund 150 Mio. Jahren vom Afrikanischen Kontinenten losgelöst und hat seither eine ganz eigene Flora und Fauna entwickelt. So besitzt es eine unglaubliche Vielfalt von Pflanzen und Tieren. 85% der Pflanzen und 70 - 80% der Tierarten auf Madagaskar sind endemisch, kommen also nur in Madagaskar vor.

Politische Lage

Nach Holländischer, Französischer und Englischer Herrschaft wurde Madagaskar 1896 zur Französischen Kolonie. Nach verschiedenen blutigen Revolutionen und Aufständen wurde es 1973 unabhängig, doch dann hatte es zu leiden unter dem Diktator Didier Ratsiraka. Mit Wahlbetrug und einem Terrorregime hielt sich Ratsiraka bis Ende 2001 an der Macht.

Nach Wahlen, bei denen er sich offensichtlich zu Unrecht als Sieger erklärte, regte sich der Aufstand in der Bevölkerung, sowie in seinem grössten Konkurrenten um den Regierungssitz. Das Land glitt um Haaresbreite an einem Bürgerkrieg vorbei.

Schliesslich setzte sich Ratsirakas Konkurrent Marc Ravalomanana durch und regierte danach das Land. Er investierte viel in die Infrastruktur des Landes, doch auch er geriet zunehmend in Kritik und wurde der persönlichen Bereicherung verdächtigt. Im Frühling 2009 kam es zu immer grösseren Protestkundgebungen und Unruhen im Land, v.a. in der Hauptstadt. Dem Anführer der Protestbewegung, Andry Rajoelina, gelang es schliesslich, das Militär auf seine Seite zu bringen, so dass der gewählte Präsident abdankte und ins Exil flüchtete.

Dieser Putsch stürzte das Land im Jahr 2009 ins politische Chaos.

Nach jahrelanger Instabilität und auf Druck der internationalen Gemeinschaft wurde Hery Rajaonarimampianina Ende 2013 schliesslich mit Unterstützung Rajoelinas zum neuen Staatschef gewählt. Er hat jedoch grosse Schwierigkeiten, das Land aus der wirtschaftlichen Misere zu führen.

Aktuell sitzt die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Hery Rajaonarimampianina einigermaßen fest im Sattel, steht aber täglich vor einer Reihe von grossen Herausforderungen. Ende 2018 standen Neuwahlen an.

Nach einem erbittertem Streit der zwei ehemaligen Präsidenten, Andry und  Marc Ravalomanana, erhielt Rajoelina 55 Prozent der Stimmen und wurde erneut Präsident.